11. Atlantiküberfahrt - Wiä lang gahts no bis uf Amerikaaa?
- SY JollyJumper

- Apr 8, 2019
- 13 min read
Die letzten Tage in Mindelo waren angezählt, nach unserem Ferien-Wochenende auf Santo Antao hiess es nun wieder: Arbeit macht das Leben süss. Eine Überquerung eines Ozeans erfordert noch bessere Planung als die bisherigen Passagen von Tanger nach Lanzarote und von Gran Canaria nach Sal. Alina’s Liste hatte immer mehr abgehakte Aufgaben, was uns auf einen baldigen Start hoffen liess! Doof ist nur, wenn noch weiteres dazukommt. Völlig unbemerkt stellte auch unsere Gefriertruhe über das Wochenende den Dienst ein. Als wir am Montag den Deckel abhoben bemerkten wir sofort, dass es dort drinnen schon seit einiger Zeit nicht mehr kühl war. Zum Glück war nicht allzu viel kaputtgegangen. Neben etwas Gemüse stellten die 2 noch unangetasteten Glacé-Kübel unseren grössten Verlust dar.
Doch nun ging die Fehlersuche ja erst richtig los, denn ohne diese Gefrierkapazität machen wir uns nicht auf den Weg nach Amerika. Nicht dass es unmöglich wäre ohne, aber die Speisekarte würde dann ab Woche 2 sicherlich einiges eintöniger. Aber warum stoppt so ein Gefrierfach einfach? Die Sicherung war immer noch drin. Genügend Spannung auf den Batterien war sicher vorhanden, das Schiff liegt ja im Hafen mit «Landstrom». Ein Blick auf die Kühlaggregate wies auch nicht auf irgendein loses Kabel hin. Auch die Kühlwasserschläuche waren in Ordnung, kein Leck oder dergleichen. Die Pumpe, die den beiden Aggregaten das Wasser zur Verfügung stellt lief auch wie immer, machte ja auch Sinn, denn der Kühlschrank war ja entsprechend kühl. Christoph nahm das Multimeter zur Hand und tauchte ab, was auch immer er mass, er konnte nichts finden, was ihn irgendwie weiterbringen würde. Sein einziger Verdacht war der Temperatursensor der Truhe, also das Teil, dass dem Aggregat sagen soll, wann es wieder zu kühlen hätte. Aber soll man da jetzt einfach irgendwelche Käbelchen kurzschliessen und mal schauen was passiert? Vielleicht gab es ja auch ein Problem mit der Kühlflüssigkeit und dann macht man alles nur noch schlimmer? Oder vielleicht doch noch etwas ganz anderes…
Es stand fest, dass wir da eine Zweitmeinung brauchten, am besten einen Kühltechniker, aber woher nehmen? Kevin, ein junger Apnoe-Taucher, der uns am gleichen Tag das Unterschiff von allem Meeresgetier befreite, kannte jemanden in seiner Nachbarschaft. Doch am nächsten Tag war ein Feiertag, also käme dieser wohl frühestens am Mittwoch vorbei, wenn überhaupt. Bei einem Beruhigungs-Bier brachte Reto ein, dass auf der SERENITY ein deutscher Ingenieur seit einiger Zeit an seinem Motor rumbastelt, vielleicht… Fragen kostet ja bekanntlich nichts, und tatsächlich kam Daniel sogar noch am gleichen Abend vorbei, brauchte wohl etwas Pause von seinen Motorproblemen. Es war ein Glückstreffer, er steckte mal ein Kabel am Kühlaggregat um, dann schlossen wir den Sensor kurz und schon brummte das Ding wieder. Daniel war dann noch so nett und brachte uns ein kurzes Kabel mit 2 Steckern um die Überbrückung noch sauberer zu haben. Einziges Manko war, und ist immer noch, dass wir nun die Temperatur in der Gefriertruhe selbst steuern müssen. Nur schon energietechnisch können wir uns nicht leisten, das Aggregat rund um die Uhr laufen zu lassen. Und auch kühltechnisch macht es keinen Sinn, quasi ins Unendliche zu kühlen. Das heisst, Christoph schaltet in Zukunft das gute Teil alle paar Stunden mal ab, und dann einige Stunden später wieder ein…
Unsere Kühl-Welt war also wieder in Ordnung, ran an die letzten Kleinigkeiten, welche noch zu erledigen waren. Das Proviantieren war dann wieder Chefsache, und nahm auch 2 Tage in Anspruch, so einfach ist es nicht, in Mindelo die richtigen Sachen zu erhalten. Unzählige Einkaufsmöglichkeiten, vom eher westlichen Supermarkt bis zur Marktfrau, wurden genutzt um eine möglichst breite Essenspalette hinzukriegen. Vielleicht ticken wir da halt anders als die meisten Seebären, wir können uns nicht mit Dosenfutter abfinden. Bei uns wird richtig gegessen, nur schon wegen den Kindern, aber dazu später mehr…
Am Donnerstagmittag, 24. Januar, war es dann soweit, auch die Bananenstaude war gewaschen an Bord. Nun konnten wir noch ein letztes Mal ein Mittagessen in der Floating Bar geniessen, es war wie immer lecker und preiswert! Um 15 Uhr hiess es Leinen los, ab Richtung Westen, gaaaaanz weit, es fühlte sich in dem Moment aber noch nicht so an. Alina fuhr aus dem Hafen, wir setzten gleich ausserhalb unsere Standardsegel Besan, Gross und Yankee und fuhren aus der schönen Bucht in den wilden Kanal zwischen Sao Vicente und Santo Antao hinein. Von dort erreichten wir bei Sonnenuntergang den Südwestzipfel der Insel Santo Antao, dem westlichsten Stück Afrikas, ab dann gab es nur noch 2000 Seemeilen blaues Wasser bis nach Amerika.
Kaum waren wir vermeintlich allein mit den Elementen sahen wir etwas nördlich ein anderes Segelschiff. Kurz darauf funkten sie uns auch schon an, die «Feng Shui», Franzosen. Wir hatten in den letzten Monaten festgestellt, dass viele französische Crews einen anfunken, einfach um etwas zu plaudern. Die «Feng Shui» hatte fast das Gleiche vor, aber natürlich wollten sie in Martinique anlanden, und nicht wie wir in Barbados.
Ach ja, gewettet wurde auch noch, alle 4 «Erwachsenen» sagten das Ankunftsdatum voraus, um präzis zu sein, den Tag an dem Land in Sicht kommt! Christoph und Karim waren optimistisch, sagten den 8. Februar, Reto den 9. Februar und Alina den 10. Februar. Noch während der Nachtwache korrigierte Reto sein Datum auf den 12. Februar, will heissen, dass er ganze 19 Tage auf See hatte bleiben wollen. Alle Daten waren sicherlich realistisch, denn 2 sogar etwas längere und modernere Schiffe, das heisst theoretisch schnellere Schiffe, mit welchen wir in Kontakt sind, hatten 12 respektive 19 Tage gebraucht.
Viele Atlantiküberquerer schreiben in ihren Berichten von der grossen Langeweile auf See, denn die Passatwinde versprechen dies in der Theorie auch so. Laurent, der französische Ex-Militär und Mechaniker, den wir in Las Palmas trafen, erzählte uns ebenfalls von seinen Reisen. Er lande grundsätzlich nirgends an, starte an Frankreichs Westküste und segle durch bis nach Martinique ohne etwas an den Segeln machen zu müssen. Sicherlich war dies etwas übertrieben, aber durchaus möglich, denn die Winde drehen von zuerst Nördlicheren die Iberische Westküste hinab und drehen dann ab Höhe Kanaren kontinuierlich immer etwas mehr gegen Osten. Bei uns war es jedenfalls anders, vielleicht sind wir einfach noch nicht Best Friend mit dem guten Neptun.
25. Januar, Tag 1 (nach Abreise, den ersten zählen wir mal nicht)
8.20 Uhr Thunfisch am Haken, leider brachten wir in aber nicht aufs Deck, entwischte in der Luft, kurz später wieder Fischalarm, diesmal für ein paar Sekunden, Köder wurde abgebissen, ja dann Mahlzeit…
12.00 Uhr Wir hatten immer weniger Wind, hissen den Gennaker anstatt Yankee und Gross, Etmal (in 21h, normalerweise wird Mittag bis Mittag gemessen) von 103 Seemeilen
16.00 Uhr Cargo «Tian You» mit Ziel Holland Querab, Wind drehte nun immer südlicher, war aber kaum noch spürbar, trotzdem machten wir 3 bis 4 Knoten Fahrt gemäss GPS.
Tag 2
6.50 Uhr Der Wind drehte während der Nacht auf Süd und verstärkte sich ein wenig. Der Gennaker ist bekanntlich ein Vorwindsegel, also wieder Yankee und Gross, wir machten damit bis zu 6 Knoten Fahrt.
12.00 Uhr Unter bewölktem Himmel fährt es sich gemütlich auf Halbwindkurs, Etmal 98 Seemeilen, das ist eher bescheiden…
16.00 Uhr Beim Gennaker-Raufzieh-Manöver verloren wir das Fall, beziehungsweise fädelten es oben aus, also stieg Christoph auf den Hauptmast. Kaum war das neue Tau durch den Block gezogen schrie dieser: «Wale auf 2 Uhr!» und tatsächlich waren sie auch von Deck aus sichtbar, aus 14 Metern über Meer war das Spektakel natürlich noch eindrücklicher. Der eine platschte mit dem Rücken ins Meer, ein anderer zeigte uns wunderbar seine riesengrosse Schwanzflosse.
Tag 3
9.30 Uhr Immer noch Südwind, aber auch Regen, fischende Vögel gibt es trotzdem. Wir fischten leider nichts mehr seit dem entwischten Thunfisch, Petri-Heil-Moral war entsprechend auf dem Tiefpunkt.
12.00 Uhr Kein Wind, nur Regen, keine Fahrt, dafür feiner Zmittag. Etmal von 112 Seemeilen, das ist gut genug.
18.00 Uhr Etwas Südwind kommt auf, aber auch Gewitter, wir setzten zum immer gesetzten Besan auch den Gennaker und das Grosssegel.
Tag 4
7.30 Uhr Gross runter, Wind kommt wieder mehr aus Osten, so arbeitet das grosse Tuch des Gennakers viel besser.
12.00 Uhr Montierten die Fock als zweites Vorsegel, segeln wieder mit teils 5 Knoten. Die Nacht hindurch waren wir aber auch sehr langsam, ergab ein Etmal von gerade mal 53 Seemeilen, knapp die Hälfte davon dürfte die Strömung ausgemacht haben.
17.00 Uhr Anstatt Fock rollten wir den Yankee aus, mehr Tuch als Vorsegel haben wir nicht, machen mit kaum spürbarem Wind von achtern 6 Knoten Fahrt.
Tag 5
12.00 Uhr Der normale Passatwind hatte uns wieder, fuhren nun mit Besan, Gross, Yankee und Fock. Waren nun auf 33° W, das Etmal ist mit 117 Seemeilen quasi normgerecht.
17.00 Uhr Der Wind frischte auf, wir nahmen den Besan runter und refften das Gross. Kurz darauf riss die Reffleine, die wir erst vor ein paar Wochen ersetzt hatten. Die alte Leine hielt wohl 15 Jahre, die neue war einfach nicht die richtige Qualität.
Nachts Immer noch mehr Wind, geschätzte 5-6 Windstärken, knall von hinten, fuhren nur unter Fock und Yankee als Schmetterling mit teilweise 10 Knoten gemäss GPS. Trotz des eher wilden Ritts montieren wir unseren Generator auf dem Vordeck. Dieser lief fünfeinhalb Stunden, machten eine Stunde davon Wasser, weil wir keins mehr im Tank hatten, und luden unsere angeschlagenen Batterien.
Tag 6
12.00 Uhr Trotz steigendem Barometer regnete es und windete weiter immer stärker, niemand von uns ist Meteorologe, aber das war uns alles doch etwas unlogisch. Jedenfalls legten wir ganze 160 Seemeilen vom Mittag des 29. Januars bis zum Mittag des 30. Januars zurück.
Nachmittags Die See und Wind beruhigten sich etwas, waren aber bei Regen immer noch flott unterwegs, das Schaukeln machte uns aber allen zu schaffen.
Abend und Nacht zum Tag 7 Kaum war es dunkel stürmten wir wieder, es blitzte und donnerte, gegen morgen nahmen wir auch das Besansegel und den Yankee runter. Wie schon in der Nacht zuvor kamen ab und zu mal Spritzer bis ins Cockpit, das erste Mal seit wir dieses Schiff segeln.
Tag 7
Morgengrauen Der Barometer war in den letzten Stunden um 4 Hektopascal gestiegen, was theoretisch besseres Wetter verspricht, bescherte uns das Gegenteil. Kaum wurde es hell kam der Sturm, es schüttete wie unter einer Regenwalddusche, die Windsteueranlage war überfordert, also steuerte Christoph die gute Jolly von Hand.
Der Wind kam nun praktisch genau von Nord, die alten Wellen von Ost vereinten sich nun mit den neuen, spitzen aus Nord, was durchaus gefährlich hätte sein können. Waren wir in den Wellentälern, hatten wir das Gefühl, dass die nächste Welle bestimmt auf unserem Heck bräche, aber jedes Mal waren wir noch schnell genug, um der Gischt zu entwischen. Trotzdem stellten wir den Motor an, um auch nach dem Wellensurfen wieder genügend Tempo bis zur nächsten Welle zu haben.
Es gibt bekanntlich viele Taktiken, um einen Sturm mitten im Ozean abzuwettern. Aber in diesem Moment dachten wir nur an Flucht, diese 6 bis 7 Meter hohen Wellen wollten wir einfach nicht quer kriegen. Bis zum Mittag segelten/motorten wir also Richtung Süd anstatt West, Kurstreue ist in dieser Situation mehr als zweitrangig.
12.00 Uhr Der Sturm beruhigte sich langsam, kurz danach rollten wir auch den Yankee wieder aus. Und noch etwas später schalteten wir den Motor aus, setzten das Besansegel und fahren wieder auf Kurs 260, also fast perfekt. Unser Etmal war wiederum ansehnlich, tolle 142 Seemeilen sind wir der Karibik nähergekommen. Schöner Nebeneffekt vom Fahren unter Motor, unsere Batterien waren nun wieder vollgeladen, auch machten wir wieder 60 Liter Wasser.
1. Februar, Tag 8
12.30 Uhr à 11.30 Uhr Wir stellten die Bordzeit um, fast hätten wir es vergessen, aber schliesslich müssen ja insgesamt 4 Zeitzonen wettgemacht werden.
12.00 Uhr Nach ereignisloseren 24 Stunden, aber gutem Segelwetter, beziehungsweise -winden befanden wir uns ziemlich genau auf 16°N 41°W, weitere 143 Meilen westlicher. Nun waren es noch zirka 18° westliche Länge, welche wir vor uns hatten. Als kleiner Vergleich, das ist ungefähr die Distanz von der Schweiz bis ans Schwarze Meer, also doch noch ein kleines Stückchen! Trotzdem waren wir uns nach kurzem Nachrechnen einig, dass wir wohl früh am nächsten Morgen die Hälfte hinter uns haben müssten.
17.00 Uhr Wir wechselten mal wieder die Segel, anstatt der Fock setzten wir das Grosssegel, zusammen mit Besan hinten und Yankee vorne konnten wir die nun konstanten Passatwinde optimal nutzen. Alina, unsere Bäckermeisterin, bescherte uns zudem einen leckeren Marmorkuchen, man sagt, er sei nur so gut geworden, weil auch Dalia kräftig mitgeholfen, also vor allem Schüsseln ausgeschleckt habe.
Tag 9
3.00 Uhr Es war geschafft, die Hälfte, 1000 Seemeilen, Wahnsinn! Christoph hatte zu dieser Zeit Wache, alle anderen schliefen friedlich, der Himmel voller Sterne, das gemütlich schaukelnde Segelschiff, was gibt es Schöneres? Zur «Feier» dachte sich der Gute, mal ein Bierchen zu öffnen, es war wohl das hässlichste Bier seines Lebens und zerstörte fast die sonstige Idylle.
12.00 Uhr Die Mittagseinträge müssen halt sein, hier kurz und bündig, was im Minimum notiert wurde: Position 15°34’N 43°05’W Etmal 123 Seemeilen Wind aus E, 3 Windstärken gemäss Beaufort-Skala See 3, nach Petersen Barometer 1022 hPa Wetter bewölkt Segel Gross und Yankee (Besan hatten wir runtergenommen) Fahrt 5-6 Knoten gemäss GPS
15.30 Uhr Fischalarm, wow endlich hatten wir es hingekriegt, Reto und Christoph mühten sich gerade mit Fock ausbaumen, als die Fischerleine, beziehungsweise die Winsch wo sie herumgewickelt war, das geliebte Signal gab. Die erste Goldmakrele entwischte noch einige Meter hinter dem Schiff, die zweite aber brachten wir auf das Deck. Karim gab ihr wiederum den Rest, wie schon zwischen den Kanaren und den Kapverden, danach wurde wacker filetiert.
Tag 10
12.00 Uhr Wir segelten munter weiter, mit den konstanten Ostwinden kam teils auch so etwas wie Langeweile auf, irgendwie ein schönes Gefühl. Trotzdem versuchten wir immer, die Segel möglichst ideal einzusetzen, dieses Mal ersetzten wir den Yankee mit dem Gennaker um wieder etwas mehr Fahrt zu machen. Wieder machten wir konstante 120 Seemeilen in Richtung Westen, vergleicht man dies einmal mit Autofahren ist dies doch beachtlich. Natürlich ist man auf dem Land viel schneller, aber muss dafür während dem Fahren stets auf der Hut sein. Beim Blauwassersegeln ist dies doch sehr anders, hier schaut man vielleicht alle paar Minuten mal nach vorne, ob auch wirklich nichts vor einem auftaucht. Denn, sollte etwas grösseres in unsere Nähe kommen, würden unsere elektronischen Systeme schon weit bevor das Schiff überhaupt sichtbar ist, Alarm schlagen.
15.00 Uhr Cargo COLD STREAM kreuzte einigermassen knapp vor uns, seine Richtung Paramaribo, auch nicht so schlecht! Wir hielten ja nur diejenigen Schiffe in unserem Logbuch fest, welche auch wirklich von Auge sichtbar waren. Unser Chartplotter, der auch mit dem AIS verbunden ist, zeigte uns noch manch eines mehr, also von totaler Einsamkeit kann schon nicht ganz die Rede sein.
Tag 11
12.00 Nachdem wir mit Gennaker und Besan auch durch die Nacht gesegelt waren, kam wieder mehr Wind auf, Vorsegelwechsel zu Fock und Yankee stand an. Unser Etmal betrug 117 Seemeilen, das Wetter war nun seit einiger Zeit immer freundlich, ab und zu ein paar Passatwolken, ganz selten einige kurze Schauer.
17.00 Uhr Trotz des guten Wetters, also Sonnenschein für unsere Solarzellen auf dem Dach, lud es nicht genug, um die Gefriertruhe, den Kühlschrank und auch alle Navigationsgeräte zu unterhalten. Alle paar Tage musste also der Generator eingesetzt werden, dessen Benzinverbrauch ist aber sehr überschaubar, etwa ein halber Liter pro Stunde, das kann sogar ein Öko-Freak gutheissen.
Tag 12
0.30 Uhr Wir kreuzten mit einem Frachter, GRANDE MAROCCO, dieser fuhr in Richtung Kapverden, also gegen den Wind und die Strömung.
7.30 Uhr Wieder einmal ein Cargo, AMANDA C überholte uns, ansonsten fuhren wir gemütlich weiter.
12.00 Uhr Der Wind blies nun schon seit einigen Tag mit 3-4 Windstärken aus haargenau Ost, mit 116 Seemeilen war aber das Etmal doch eher bescheiden. Mit einer noch etwas grösseren Segelfläche vorne hätten wir wohl mindestens 20 Meilen mehr am Tag gemacht. Aber wie schon in anderen Blogbeiträgen beschrieben, wurden wir mit unserem Gennaker vom ligurischen Segelmacher reingelegt, einen stärkeren hätten wir viel öfter einsetzten können. Insgesamt hätte uns dies aber wohl nicht mehr als einen Tag Reise eingespart, also ist dies doch ein Beschweren auf sehr hohem Niveau.
Tag 13, 6. Februar 2019
9.30 Uhr Noch 500 Seemeilen, also hatten wir drei Viertel geschafft, erlaubt uns hier einen kurzen Ausflug in die Statistik: Die ersten 500 Meilen schafften wir in circa 120 Stunden. Die zweiten und dritten Viertel fuhren wir in je circa 90 Stunden, also doch einiges schneller. Zudem sprach nichts für ein langsameres Vorankommen für die letzten 500 Seemeilen, also war unser Ankunftstag praktisch schon vorprogrammiert.
12.00 Uhr Wieder stellten wir die Bordzeit nach, nun waren wir in der gleichen Zeitzone wie Buenos Aires. Unser Etmal, diesmal in 25 Stunden war bei guten 141 Seemeilen.
15.30 Uhr Wir versuchten uns wieder einmal mit dem Gennaker, doch kaum eine halbe Stunde später riss das Fall. Das Riesensegel segelte sprichwörtlich backbord über den Bug. Christoph hatte genau zugesehen und fluchte, rannte nach vorne, denn wenn das Tuch unter das Schiff käme, und sich verhedderte wäre es mühsam geworden. Zum Glück sind auch alle anderen wach und ebenso schnell auf dem Posten, um das nasse Tuch zu bergen, ohne Probleme hatten wir es schliesslich kurz darauf aufs Deck gehievt.
Tag 14
12.00 Uhr Seit einigen Stunden hielten wir nun etwas südlicher, der Wetterbericht sagte auf dem direkten Weg weniger Winde voraus. Noch hatten wir die südliche Breite unseres Ziels noch nicht erreicht, also fiel so eine Kursänderung nicht ins Gewicht. Wir schafften 121 Seemeilen in den letzten 24 Stunden, nun war Barbados fast schon zum Greifen nahe.
Tag 15
9.30 Uhr Fisch, Fisch, Fisch!!!! So tönte es immer wieder mal, wenn unsere Angelvorrichtung wieder einmal angab. In den letzten Tagen waren es aber immer Fehlalarme, je näher wir der Karibik kamen, desto häufiger fuhren wir durch riesige Flächen von gelbem Seegras. Da wir unseren Köder ja nur hinterherschleppten wurde dieser dadurch nach hinten gerissen. Jedenfalls war es dieses Mal wirklich ein Fisch, ein etwas kleinerer wie auch schon, wir hatten so einen noch nie gesehen! Nach kurzer Konsultation unseres Karibikfischführers waren wir aber einstimmig sicher, dass es ein «Jack» war. Er passte wunderbar in unsere Backofenform, und wurde gleich zum Mittag verschlungen.
10.30 Uhr Fisch, Fisch, Fisch zum Zweiten! Dieses Mal war es ein altbekannter, eine Goldmakrele, nicht so gross wie die erste, aber doch stattliche 88cm lang. Man könnte fast sagen, dass wir doch schon ziemlich geübt darin waren, wie die Segelmanöver klappten auch die Fischmanöver wie am Schnürchen! 4 grosse Filets verschwanden wenig später in der Tiefkühltruhe. Zum Glück waren wir so viele Leute an Bord, sonst wäre es zwischenzeitlich noch stressig geworden!
12.00 Uhr Es war wieder einmal Zeit für das Etmal und die allgemeinen Beobachtungen. Dieses Mal schafften wir nur 107 Seemeilen, es wehte auch seit einiger Zeit nur noch ein bescheidener Ostwind.
15.00 Uhr Wegen des schwächeren Windes wollten wir unbedingt wieder den Gennaker hochziehen. Dies ging aber nicht mehr, da wir ja das eigentliche Fall wieder hatten entwischen lassen, und das Ersatzfall riss uns zwei Tage zuvor. Karim war der Auserkorene, um mal wieder den Hauptmast zu erklimmen. Ein eigentliches Hochklettern ist es ja nie bei unserem Schiff, denn man sitzt einigermassen unbequem in einem Sitz und lässt sich hochwinschen. Aber gerade in diesem Fall war es sicherlich eher ungemütlich, dort oben zu hantieren, denn der Atlantik generiert auch bei wenig Wind doch beachtliche Wellen, aber alles lief planmässig und wir konnten wenig später schon die Fock und den Yankee mit dem Gennaker ersetzen.
Tag 16
1.00 Uhr Zur Nacht hin wurde es nun meist etwas böiger, dies war für ein grosses Tuch wie den Gennaker nicht mehr tragbar, bevor es einen Schaden daran gab, nahmen wir in jeweils herunter.
5.00 Uhr Wir erspähten wieder ein grosses Schiff auf dem GPS, dieses Mal hiess es CLAY, und wir sahen es auch wirklich querab, also natürlich nur seine Lichter.
12.00 Uhr Zum Mittag waren wir meistens zügig unterwegs, nun waren wir schon auf dem 57. Grad westlicher Länge. Nach einem Etmal von 113 Seemeilen waren es nun noch etwa 150 bis nach Barbados. Da musste man sich doch schon Gedanken um den Landfall machen. Was für eine verrückte Sache, nach über 2 Wochen! Würden wir dies noch bei Tageslicht am nächsten Tag schaffen? Sollten wir unsere Geschwindigkeit drosseln, um dann sicher am übernächsten Morgen anzukommen? Wir entschieden uns zur möglichst schnellen Weiterfahrt, denn es wurde nun erst nach 19 Uhr unserer Bordzeit dunkel, also hatten wir 31 Stunden für den Rest, das bringen wir doch hin!
Tag 17
10.00 Uhr Nach mehrmaligem Nachsehen die Bestätigung, es konnte nichts anderes mehr sein, LAND IN SICHT!! Natürlich kam Euphorie auf, nach so langer Zeit nur blau und grau und schwarz, auch der Wind frischte auf, die letzten Stunden wurden so richtig eingeläutet. Erinnert sich noch jemand an die Wette von Tag 1? Ja genau, logisch eigentlich hatte der Captain den besten Riecher und hatte mit dem 10. Februar voll ins Schwarze getroffen, herzliche Gratulation!
12.00 Uhr Die letzten Mittagsbeobachtungen standen an, einige Passatwolken waren am Himmel, es war wie immer T-Shirt oder weniger -Wetter. Nun begleiteten uns auch immer öfters grössere Vögel, meist eine Art Albatros, wir hatten aber leider keinen Vogelführer dabei. Die Jolly Jumper verblüffte wieder mit einem 124 Seemeilen-Etmal, es waren nun noch knapp 30 Seemeilen bis zu unserem Ziel im Nordwesten der Insel.
16. 30 Uhr (Barbados-Time, wir stellten nochmals nach) Es war vollbracht, wir liefen in den Minihafen Port St. Charles ein. Wir machten gleich längsseits am Tankstellen-Pier an, das Anlegemanöver war eine Augenweide! Wir hatten es gemeistert, 2000 Seemeilen auf 12x4 Metern, praktisch nur mit Wind und natürlich nonstop hinter uns zu bringen! Amerika anstatt Afrika, eine ganz andere, neue Welt, auf welche wir nun Fuss setzten, einfach nur genial!
Angekommen... Ende!







































































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