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5. Sizilien

  • Writer: SY JollyJumper
    SY JollyJumper
  • Oct 13, 2018
  • 4 min read

Auf dem Weg nach Sizilien waren wir lange unschlüssig, wo wir anlanden sollen, denn die Nordküste hält sehr viele Optionen bereit und wir hätten eigentlich einen etwas längeren Schlag gleich nach Palermo angedacht. Da sich aber wieder Gewitter in der Ferne zeigten, entschieden wir uns direkt zur näher gelegenen Stadt Cefalù zu fahren. Um 2 Uhr morgens liessen wir den Anker vor der Altstadt von Cefalù fallen. Am nächsten Morgen kamen der imposante Hügel und die schöne Altstadt noch mehr zum Vorschein. Uns gefiel diese Bucht, respektive der Ankerplatz sehr, eine grosse sandige Fläche auf nur 5 m Tiefe, perfekt! Obwohl es in der nächsten Nacht wieder stürmte und um uns herum nur noch blitzte, verbrachten wir mehrere Tage hier. Wir lernten unsere Nachbarn kennen und bekamen auch zum ersten Mal Besuch auf unserem Schiff zu Kaffee und Kuchen, natürlich von unserer Bordbäckerin Dalia gemacht. Ein junges französisches Paar, das bereits in die Karibik gefahren war und nun wieder zurück ist auf dem Weg nach Griechenland. Wir haben sie fleissig ausgefragt und auch einige hilfreiche Tipps erhalten. Am 21. August gingen wir dann mit einem längeren Nachmittagsschlag nach Palermo weiter. Da unser Hafenplatz noch belegt war, haben wir in der grossen Bucht von Palermo geankert. Als wir dann morgens um halb 7 aufwachten, begrüsste uns ein einmaliges Spektakel. Um uns herum in der ruhigen See sahen wir duzende kleine Boote mit je einem Fischer drauf, die sich nur mit Rudern sehr langsam fortbewegten. Man hörte nichts, ausser ab und zu ein Ruderschlag. Es war unheimlich und schön zugleich.

In Palermo hatten wir das Glück, dass gleich neben uns eine Familie mit 3 Kinder festmachte. Und so verbrachte Dalia den ganzen Nachmittag auf dem fremden Schiff mit Kindern, die sie erst mittags kennengelernt hatte. Zum einen ist Dalia ein sehr offenes Kind, aber zum anderen verleiht einem auch das Nomadenleben dazu, schnell Freundschaften zu schliessen. Die Leute sind offen und man findet sehr schnell das Gespräch. Man spricht über das Erlebte, was man vorhat und die meisten haben ein technisches Problem zu welchem sie gerne eine weitere Meinung hören. Wir freuen uns nun umso mehr auf das Weiterreisen, denn je weiter wir in Richtung Karibik fahren, je mehr Seenomaden und Kinder werden wir antreffen.

Da Sizilien unser Hauptziel der ganzen Mittelmeerreise war, wollten wir auch das Landesinnere erkunden. Wir mieteten ein Auto und fuhren für ein paar Tage an die Südküste, nach Agrigento. Die Stadt selber hat uns eher enttäuscht, doch das B&B, welches wir eine Stunde vor dem einchecken gebucht hatten, war perfekt für uns. Gemütlich und ruhig, da wir die einzigen Gäste waren, und es gab Katzen und Goldfische. Für die Mädchen ein Paradies. Sie durften die Tiere füttern und eine Katze hatte sich sogar bei uns im Zimmer einquartiert. Wir besuchten das beeindruckende Tempeltal in Agrigento und machten dann auf der Rückreise einen Zwischenhalt auf 1000müM mitten in den Bergen von Sizilien. Landschaftlich sehr schön, mussten wir uns jedoch sehr auf die Strassen konzentrieren, denn sogar Nationalstrassen sind voller Schlaglöcher und liessen uns immer wieder voll abbremsen. Allgemein hat uns nach mehr als zwei Monaten auf dem Schiff dieser Tapetenwechsel sehr gut getan. Zurück in Palermo gingen wir nochmals richtig einkaufen. Auf Befehl des Kapitäns wurde so viel Pasta mit blauer Verpackung und rot-weissem Schriftzug gekauft, dass wir damit bis in die Karibik kommen und womöglich noch weiter.

Da wir bereits einen Termin für die Reparatur des Wassermachers hatten, gingen wir weiter nach Trapani. Nach zwei Tagen Arbeit war eine der zwei Pumpen des Wassermachers ausgetauscht und das ganze System geprüft. Natürlich war es wieder teuer und natürlich mussten wir alles cash bezahlen. Aber wir waren froh, dass unser Wassermacher wieder funktionierte. In Trapani freundeten wir uns mit unserem Schiffsnachbar, Gianluca an. Er ist aus Neapel, leidenschaftlicher Segler und von unseren Reiseplänen völlig fasziniert und Dalia war sein grösster Fan. Ihm verdanken wir die schönen Fotos unter Segel.

Nachdem wir die Stadt erkundet, Lebensmittel eingekauft und unser Fischermaterial für die grosse Fahr nachgerüstet hatten, gingen wir am Mittag des 1. Septembers los mit Ziel Spanien. Am späten Nachmittag drehte jedoch der Wind so, dass wir nach Norden fahren mussten. Dies gefiel uns gar nicht und nachdem Alina von der Seekrankheit eingeholt wurde, entschieden wir uns am frühen Morgen wieder umzudrehen. Ziemlich erschöpft legten wir an einer Boje bei der Insel Marettimo an. Es ist die äusserste Insel des schönen, aber weniger bekannten Egadi Archipels. Wir entschieden uns, einige Tage hier zu verbringen und das bessere Wetter abzuwarten, denn wir wollten non-stop nach Spanien, der nordafrikanischen Küste entlang. Auf einer anderen Insel trafen wir dann wieder unseren neuen Freund aus Trapani. Er war mit leerem Wassertank unterwegs und wie es der Zufall so wollte, hatten wir kurz zuvor noch Wasser gemacht und hatten mehr als genug. Also entschieden wir kurzerhand ihm von unserem Wasser zu geben. Sie machten sich bei uns am Heck fest und dank unserem Aussenanschluss konnten wir ihnen mit einem Schlauch problemlos Wasser geben. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns, sie gingen zurück nach Trapani und wir wollten am nächsten Tag wieder in Richtung Spanien starten. Leider waren die Winde für die mehrtägige Überfahrt immer noch nicht günstig und so entschieden wir uns zurück nach Trapani zu fahren um noch etwas Proviant zu laden. Auch mussten wir nach einem Block (Umlenkrolle zum Segel hochziehen) des Gennakers (grosses farbiges Segel vorne) sehen, der uns bereits zwei Taue angerissen hatte. In Trapani trafen wir zu Dalias grosser Freude wieder auf Gianluca, der uns schon etwas fragend anschaute, hatte er sich ja bereits zweimal von uns verabschiedet. Zu unserem Glück war seine Crew aus Trapani, so verbrachten wir einen schönen Abend unter Freunden, und wurden zu den besten Lokalen der Stadt geführt um auch einen feinen Granita zu essen. Am nächsten morgen sollte es dann weiter gehen.

Bevor wir jedoch wieder in See stechen konnten, mussten wir noch das Problem mit dem Block prüfen. Somit musste jemand in den Mast hoch. Schnell wurde entschieden, dass das die leichteste volljährige Person sein soll. Der Block war zwar schon etwas kaputt, aber mit etwas Magic-Touch wieder funktionsfähig gemacht. Dies auch weil in ganz Trapani kein Ersatz gefunden werden konnte. Aber zum Glück hat dieses Teil bis Gibraltar gehalten.

Kurzfazit aus Sizilien: Tolle Sehenswürdigkeiten, auch aus kultureller Hinsicht, dort war auch immer alles auf Hochglanz poliert. In vielen Nebenstrassen, Nebenquartiere oder auch entlang der Nationalstrassen findet man Abfallberge, ghetto-ähnliche Zustände, die Armut wird nicht versteckt.


 
 
 

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