4. Eolische Inseln
- SY JollyJumper

- Oct 7, 2018
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Unser nächstes Ziel war Sizilien mit Zwischenstopp Eolische Inseln. Von Torre del Greco aus gingen wir nach Cetara. Ein schönes kleines Dorf an der Amalfiküste, berühmt für ihre Alici, die Sardellen. Es werden praktisch nur Sardellen gefischt, aber dafür in Massen. In den Restaurants findet man Sardellen in den verschiedensten Variationen, frittiert, in Sauce, als Füllung… einfach gut! Ganz berühmt ist die Colatura di Alici, eine würzige Sauce, welche bei der Konservierung der Sardellen entsteht. Sie passt wunderbar zu Spaghetti und sogar Alexa hat sie geliebt. Allgemein war das Essen in Cetara hervorragend. Der Meeresfrüchterisotto, war der beste, den wir je gegessen hatten… und wird es vermutlich auch bleiben.
Von Cetara aus entschieden wir uns nicht der Küste entlang, sondern direkt nach Süden zu fahren. Auf halbem Weg haben wir dann unseren ersten Fisch gefangen. Eine Goldmakrele, nicht riesig, aber sie passte perfekt in unsere Ofenform. Mit üppig Gemüse garniert und im Ofen gegart, verschwand sie dann schnell in den Bäuchen der gesamten Crew. Nach dem feinen und noch dazu günstigen Mittagessen sahen wir immer mehr von der Insel Stromboli am Horizont hervorragen. Wir ankerten dann auf der Ostseite der Insel vor einem schwarzen Sandstrand. Kaum angekommen, schwammen Dalia und Christoph bereits an Land um den schwarzen Strand zu erkunden. Da wir aber auf einem Untergrund mit viel Gefälle geankert hatten, konnte sich der Anker beim mässigen Landwind nicht richtig eingraben und wir fingen an zu driften. Also wurde das Erkundungsteam wieder aufs Schiff gerufen und wir suchten uns einen besseren Ankerplatz. Diesen fanden wir auf der Südseite der Insel. Diesmal hielt der Anker sehr gut und wir blieben gleich ein paar Nächte. Mit dem Beiboot gingen wir im Dorf an Land und am Abend konnten wir vom Meer aus das Spektakel des spuckenden Vulkans sehen, sehr eindrücklich. Erst nach der Umrundung der Insel im Beiboot wurde uns jedoch bewusst, wie nahe wir an der Vulkanöffnung geankert hatten. Am nächsten Morgen fanden wir auch eine dünne Schicht schwarzen Sands überall an Deck vor.
Da wir uns gegen eine Wanderung auf dem Vulkan entschieden (zu teuer und nicht mit Kindern möglich), segelten wir weiter zur weniger berühmten aber dafür umso schöneren Insel Panarea. Wir ankerten zwei Nächte in einer Bucht ganz im Süden der Insel. Eigentlich wollten wir länger bleiben, aber unser Wassermacher (Entsalzungsanlage) funktionierte gar nicht mehr und unsere Reserve war aufgebraucht. Kurz zur Erläuterung, wir haben ein Wassertank von 350 Liter, welcher wenn wir etwas achtgeben für ca. eine Woche reicht (WC wird mit Meerwasser gespült). Wir haben jedoch bereits in Holland ein Wassermacher einbauen lassen. Es war unsere grösste Investition, doch sie gibt uns enorm viel Autonomie und das Wasser, was heraus kommt ist meist besser als was man so in den Häfen erhält. Nun zeigte unser Wassermacher immer mehr Fehlermeldungen bis er dann plötzlich gar nicht mehr funktionierte. Nachdem wir die regulär ersetzbaren Filter ausgewechselt hatten, fingen wir an alle möglichen Filter im Schiff zu reinigen. Es ist erstaunlich wie viele Kleintiere in Schläuche und Filternetzte leben. Sogar ein 1.5 cm grosser Krebs war bei uns zu Gast. Wir fanden dann heraus, dass der Wassereingang für den Wassermacher geändert wurde und dies eventuell dem Wassermacher geschadet hat. In Sanremo, Italien hatten wir diverse Arbeiten machen lassen und fanden nun mehr und mehr heraus was es heisst, wenn man nicht vor Ort ist, wenn etwas am eigenen Schiff verändert wird. Unser Problem war aber nun, dass wir den letzten Tropfen Wasser (ausser ein paar Flaschen Trinkwasser) aufgebraucht hatten, was mit zwei kleinen Kindern doch eher mühsam ist. Da es auf Panarea keine Möglichkeit gibt grössere Mengen Wasser zu bunkern, mussten wir weiter. Auf unserer elektronischen Seekarte hatten wir gelesen, dass es auf der Nachbarinsel Salina einen Tanker gibt, der Wasser verkauft. Als wir jedoch bei diesem Tanker ankamen, sagte man uns, dass wir zur Tankstelle im Hafen von Salina mussten. Vor der Tankstelle erfuhren wir dann per Funk, dass sie kein Wasser mehr haben. Also hiess es für uns und andere Schiffe, welche ebenfalls auf Wassersuche waren, auf zur nächsten Insel, Lipari. Lipari ist die grösste und berühmteste Insel des Archipels und wir konnten uns dann endlich bei einer der vielen Tankstellen bedienen. Wir haben nebst dem Tank auch gleich alle Kinderpools und Becken gefüllt und uns auf Deck abgeduscht. Eine richtige Wasserparty an der Tankstelle. Mit dieser Erfahrung wurde uns so richtig bewusst wie wertvoll Wasser wirklich ist und wie wichtig ein gut funktionierender Wassermacher für uns ist. Da es der 15. August war und somit grosses Fest in ganz Italien, waren alle Hafenplätze belegt oder völlig überteuert, so gingen wir auf halber Höhe der Ostseite der Insel ankern. Es war etwas windig, aber wir fanden eine kleine Bucht wo unser Anker sofort hielt. Bald gesellten sich auch andere Boote zu uns. Am Abend sahen wir in der Weite Gewitter vorbeiziehen, doch bei uns blieb alles ruhig. Dann morgens um 4.30 Uhr schien die Welt unter zu gehen. Plötzlich überfielen uns heftige Windstösse, es blitzte und donnerte direkt über uns und unser 15-Tonnen schweres Zuhause wurde vom Wind hin und her gestossen. Das Schiff zog an der Ankerkette wie ein Tier, dass sich befreien will. Alina und Christoph hellwach, Dalia und Alexa im friedlichsten Tiefschlaf. Unsere Blicke wanderten schnell durchs Fenster zu den Klippen und den Nachbarbooten und dann wieder zum Chartplotter, wo wir die Schiffsbewegungen und Wassertiefe verfolgen konnten. Vor lauter Blitze getrauten wir uns nicht einmal ins Cockpit raus um hier und da ein Tau etwas fester anzumachen oder den Anker zu prüfen. Plötzlich schien jemand auch den Wasserhahn gefunden zu haben und es regnete wie in der Hochdruckreinigung. Nun wollten wir auch nicht mehr raus und hofften einfach, dass der Anker das alles aushalten würde, denn die Klippen waren doch sehr nah. Wir beobachteten wie ein Schiff nach dem anderen die Bucht verliess und in die dunkle Nacht fuhr. Andere wurden abgeschleppt wieder zurückgebracht. Wir entschieden uns zu bleiben, solange der Anker das mitmachen würde. Das Gewitter schwächte im Morgengrauen langsam ab, doch die Luft blieb kalt und das Wetter regnerisch. Wir entschieden uns noch eine Nacht zu bleiben, denn schlimmer kann es ja nicht werden und der Anker schien gut zu halten. Mit dem Beiboot gingen wir dann ins Dorf Lipari um unseren Proviant aufzustocken. Im kleinen Hafen wurden wir dann gleich von netten Jungs empfangen, sie machten unser Beiboot fest und versprachen darauf aufzupassen. Als Ökonomen gefiel uns die Idee, dass es heute doch noch Kinder gibt, die ein eigenes Geschäftsmodell umsetzen und sich ihr Taschengeld mit ehrlicher Arbeit verdienen. Natürlich fanden wir dann die 10 Euro, die sie für die knappen zwei Stunden «aufpassen» verlangten etwas übertrieben, aber da sie zu fünft (ja es waren wirklich 5 Jungs) waren, bekamen sie dann auch die 10 Euro. Am späten Nachmittag sahen wir Blitze von allen Seiten herkommend. Der Weltuntergang schien wieder auf uns zu zukommen. Instinktiv machten wir den UKW auf Kanal 16 an (man hört grundsätzlich immer diesen Kanal, sämtliche Meldungen der Schifffahrt oder Kommunikationen unter Schiffen werden hier geführt, oder angerufen). Sofort kam auch der Sicherheits-Funkspruch der Küstenwache von Lipari, sämtliche Schiffe vor Anker vor der Stadt sollen den Motor laufen lassen und den Anker nicht runterlassen sonst würde es ein Herumgetriebe und Riesendurcheinander geben, denn es ziehe ein grosses Gewitter mit starken Windböen auf. Wieder verliessen einige Yachten den Ankerplatz um auf dem offenen Meer den Sturm abzuwettern. Wir vertrauten jedoch immer noch unserem Anker und warteten mal ohne Motorgedröhne. Unser Schiffsnachbar, ein neuseeländischer Einhandsegler im Pensionsalter, der in der Nacht zuvor zu uns gestossen war, bereitete sich auf den Sturm der Stürme vor. In der vollen Ölzeug-Montur, samt Wollmütze sass er bei 30 Grad (Ab Mittag schien wieder die Sonne und die Luft war wieder warm) in seinem Cockpit und wartete. Nach einer halben Stunde, als es immer noch nur sehr weit weg blitzte, zog er mal die Mütze aus. Wieder eine halbe Stunde später, noch immer kein Gewitter in der Nähe, legte er die schwere Jacke ab. Und so zog er ein Kleidungsstück nach dem anderen wieder aus, bis er nach gut 2 Stunden wieder wie alle anderen in der Badehose herumlief. Uns ist bewusst, dass sich Einhandsegler anders oder besser aufs schlechte Wetter vorbereiten müssen, aber dieser Herr hat uns den ganzen Nachmittag unterhalten und dafür danken wir ihm. Wir müssen immer noch schmunzeln, wenn wir jetzt an ihn denken. Und so ging auch dieser angesagte Weltuntergang an uns vorbei.
Von Lipari aus ging es dann weiter nach Vulcano. Diese Insel ist, wie der Name schon sagt, für den Vulkan berühmt. Er ist aktiv und raucht aus allen Löchern. Am Strand vor dem Ankerplatz gibt es eine warme Quelle und ein Schlammbad und je nach Windrichtung gelangte ein penetranter Schwefelduft zu uns aufs Schiff. Daher wollten/konnten wir nicht den ganzen Tag auf dem Schiff verweilen, wie wir das normalerweise beim Ankern machen. Schon lange geplant und mit Wanderschuhen gut ausgerüstet, erklommen wir am 17. August den Vulkan. Die 800 Höhenmeter gehen durch verschiedene Steinschichten und Felsen, sind aber mit guten Schuhen problemlos machbar. Wir müssen dabei jedoch speziell erwähnen, dass unsere Dalia die gesamte Strecke rauf und runter gelaufen ist, was mit drei Jahren und ihren doch noch kurzen Beinen eine beträchtliche Leistung ist. Diese wurde dann auch mit ihrem Lieblingsglacé (zum Glück hatten die es in der Wohnwagen-Bar am Fuss des Vulkans) belohnt.
In Vulcano hatten wir es auch zum ersten Mal mit einem sehr engen respektive überfüllten Ankerplatz zu tun. Immer wenn wir dachten, jetzt hats kein Platz mehr, hörten wir wieder neben uns die Ankerkette rattern und hatten neue Nachbarn. Nach einer weiteren Nacht hatten wir, oder zumindest Alina, genug vom Schwefelgeruch und wir zogen weiter in Richtung Sizilien, respektive Festland. Zum Glück war unser Anker inklusive Ankerkette nicht mit anderen verwickelt und wir konnten ohne grosses Anker-Mikado-Spiel weiterziehen.



































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